Lange Zeit habe ich befürchtet, dass das Museum der Moderne doch nicht gebaut wird. Aber endlich heben Bagger die Baugrube aus, das Kulturforum gerät wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Es hat hier immer etwas gefehlt. Die architektonischen Solitäre namhafter Architekten stehen beziehungslos zueinander, ein identitätsstiftender Ort ist das Kulturforum nie geworden. Es mangelt bis heute an Aufenthaltsqualität.
Die Bautätigkeit beginnt (c) Heiner Wörmann
Der Realisierung des Museums der Moderne des 20. Jahrhunderts zwischen Philharmonie, Nationalgalerie, Staatsbibliothek und der St. Matthäus-Kirche ist das glückliche Ende eines schier endlosen Streites um die Vollendung des Kulturforums.
Zwei Beschlüsse des Berliner Abgeordnetenhauses zur Realisierung der alten Planung von Hans Scharoun wurden von der Senatsverwaltung ignoriert, ein Wettbewerb scheiterte, unzählige Architekten warfen Entwürfe in den Ring, weiter blieb der von der Senatsverwaltung vorgelegte Masterplan ohne Realisierungschance.
Der auf Initiative der Kulturstaatsministerin Monika Grütters von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz ausgelobte Wettbewerb für das neue Museum der Moderne des 20. Jahrhunderts führte schließlich zum Siegerentwurf des international renommierten Schweizer Architektenbüros Herzog & de Meuron. Schaut man sich den vorschnell als „Scheune“ kritisierten Entwurf genauer an, zeigt sich, wie sensibel sich das Architektenteam an den Bauten der Umgebung orientiert. Denn die St. Matthäus-Kirche stand bei der modernen Ziegelfassade des Museums Pate und die, die das Scheunendach gerne ins Lächerliche ziehen, vergessen den Bezug auf das Zeltdach der Philharmonie. Es lohnt sich – wenn die das Modell im Eingangsfoyer des Kulturforums einmal genauer anzuschauen. Natürlich geht es bei der öffentlichen Diskussion auch um Geld. Die Bausumme wird mit 450 Mio. veranschlagt. Kaum jemand fragt, was der Bau unserer Autobahnen kostet …
Matthäikirche und Museum der Moderne (c) Heiner Wörmann
Auf jeden Fall steht das Kulturforum wieder mehr im Fokus der Öffentlichkeit. Ich denke, das ist dringend nötig, denn nach wie vor ist mir völlig unverständlich, wie die Stadt mit ihren Schätzen an diesem Standort umgeht? Warum insbesondere die Museen nicht ausreichend beworben werden und warum wir wir seit vielen Jahren keine großen Sonderausstellungen mehr sehen? Schlecht besuchte Museen – und im Vergleich zu anderen großen Städten sind sie das – können wir uns eigentlich nicht leisten. Meine Erfahrung ist immer, dass die Besucher so begeistert sind von der Galerie der Alten Meister, dem Kunstgewerbemuseum oder der Neuen Nationalgalerie. Aber sie wundern sich auch über diese wenig einladende Stadtlandschaft. Und darüber, dass die Museen – ich nehme mal die Neue Nationalgalerie aus – nicht besonders bekannt sind. Hier kann das geplante Museum der Moderne einen völlig neuen Akzent setzen.