Jedes Jahr freue ich mich auf die Magnolienblüte im Tiergarten – täglich, wie in diesem Jahr, habe ich mir meine Lieblingsbäume nahe der Luiseninsel aus Zeitgründen nie anschauen können.

(c) Susanne Storm

Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurde aus dem ehemaligen Jagdrevier ein Park für die Berliner. Immer wieder wurde der Tiergarten von Landschaftsgärtnern umgestaltet, einer der namhaftesten war sicher Peter Joseph Lenné, der in den 1830er Jahren einen englischen Landschaftsgarten gestaltete.

Lessing, Goethe, Fontane, Lortzing und Wagner begegnen mir, über das Komponisten-Denkmal am Goldfischteich freue ich mich. Der Englische Garten, die immer wunderschön bepflanzte Luiseninsel, der Rosengarten und die Gegend um den Neuen See laden mich immer wieder zu Spaziergängen ein. Und es lohnt, auch mal über den Rand des Tiergartens hinaus zu schauen. Das Hansa-Viertel, das Haus der Kulturen der Welt, der frühklassizistische Bau des Schlosses Bellevue und die Siegessäule, das Sowjetische Ehrenmal, das Denkmal für die ermordeten Juden und nicht zuletzt das Regierungsviertel – all diese Ziele kann man momentan ohne Touristen besuchen, was ich als Stadtführerin natürlich bedauern muss …

Als leidenschaftliche (Stadt-)Spaziergängerin ist die Kombination aus kulturell gestalteter Grünanlage und dem Ausblick auf nahegelegenen Architektur perfekt für mich … nur schade, dass es zur Zeit keine Pausen bei einem Café oder einem Glas Wein geben kann.

Ich habe immer gedacht, den Tiergarten gut zu kennen. Ich weiß was, wann und wo blüht, ich habe meine Lieblingsecken – passend für die unterschiedlichsten Stimmungen. Jetzt mache ich fast täglich einen langen Spaziergang in dieser großen grünen Lunge Berlins und es hilft mir, den derzeitigen Stillstand – den ich gerade als Stadtführerin erlebe – zu beleben.